Etappe 6
Verantworten statt kompensieren

Eine Orientierung zu mehr Verantwortung
Diese Etappe bedeutet in erster Linie eine Auseinandersetzung mit freiwilliger Kompensation. Für viele erscheint diese als eine mögliche Strategie, den eigenen Treibhausgas-Fußabdruck virtuell abzumildern. Hier wird erläutert, warum dies im Kontext der Verwaltung keine zielführende Lösung sein kann. Es werden Alternativen aufgezeigt, wie trotzdem Verantwortung übernommen werden kann.
Treibhausgasneutralität ist nicht nur ein Ziel, sondern unsere Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen.
Material
Memo
Checkliste
Foliensatz
Publikationen

Klima-Bündnis „Erklärung von Wels“
Leitfaden Klimaneutrale Kommunalverwaltung Baden-Württemberg
Factsheet Umweltbundesamt zur Treibhausgasneutralität in Kommunen
Factsheet Umweltbundesamt zur ISO Norm 14068-1
Anforderungen an und Grenzen von CO₂-Kompensation für den Klimaschutz von Atmosfair
Studie der ETH Zürich zu realen THG-Minderungen bei Kompensationsprojekten
Weitere Links
Stehen finanzielle Mittel bereit oder sollen zusätzlich finanzielle Mittel generiert werden, um für Klimaschutz aktiv zu werden, können Alternativen zu einer freiwilligen Kompensation in Erwägung gezogen werden. Allen diesen Alternativen ist gemeinsam, dass sie ohne ein Offsetting auskommen, d. h. ohne, dass der eigene Treibhausgas-Fußabdruck rechnerisch durch vermeintliche Minderungen an anderer Stelle in der eigenen Bilanz „neutral“ gestellt wird.
Klimafonds für Amazonien des Klimabündnisses
Das Klima-Bündnis hat einen Fonds aufgelegt, der kein Offsetting ist, sondern Projekte von indigenen Partnerinnen und Partnern im Amazonasgebiet unterstützt und eine ganzheitliche Entwicklungsperspektive für den Erhalt der Regenwälder und ihrer Lebensbedingungen umfasst. Wälder, die von indigenen Völkern in Amazonien bewirtschaftet werden, speichern immer noch mehr Kohlenstoff, als sie abgeben, während Areale, die außerhalb von indigenen und Naturschutzgebieten liegen, mittlerweile insgesamt zu Kohlenstoffquellen wurden [Frontiers in Forest and Global Change 2021]. Gemeinsam mit dem indigenen Volk der Wampís, die im Norden Perus auf einem Territorium von über 13.000 km² leben, werden konkrete Projekte vor Ort zum nachhaltigen Schutz ihrer Gebiete umgesetzt – und damit ein direkter Beitrag zum globalen Klimaschutz geleistet.
Climate Contribution Claim
Mit einer ganzheitlichen Klimaschutzstrategie können Organisationen nach der Vermeidung und Reduzierung der Emissionen nicht vermeidbare Rest-Emissionen freiwillig ausgleichen. Während der klassische Ansatz im „Offsetting“ mit einem Klima-Neutralität-Claim auf die Erreichung der eigenen Klimaneutralität fokussiert, ist das Contribution-Modell eine Alternative, in dem der bestmögliche Beitrag zur Umsetzung dieses globalen Ziels im Vordergrund steht. Organisationen können verbleibende, nicht vermeidbare Rest-Emissionen zum Beispiel durch einen internen Preis beziffern und entsprechende finanzielle Mittel in Projekte im Globalen Süden investieren. Die Emissionen werden nicht an die eigene Bilanz (Tonne zu Tonne) angerechnet und somit wird der Herausforderung der Doppelzählung im Rahmen des globalen Klimaschutzes begegnet.
Positiver Handabdruck
Der Handabdruck ist ein weniger bekannter, aber innovativer und ganzheitlicher Ansatz zur Nachhaltigkeit, der das Konzept des THG-Fußabdrucks ergänzt. Er konzentriert sich darauf, den positiven Einfluss zu messen, den Organisationen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben können, indem sie Maßnahmen ergreifen, die nicht nur ihren Fußabdruck minimieren, sondern auch zusätzliche positive Aus-wirkungen generieren. Das Konzept wurde 2008 erstmals von Dr. Gregory Norris vorgeschlagen, der die Notwendigkeit erkannte, die Gesellschaft zu inspirieren und zu mobilisieren, um proaktive Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen und einen optimistischen und lösungsorientierten Ansatz für Umweltfragen zu fördern.
Interne CO2-Bepreisung
Verwaltungen können auch eine interne CO₂-Bepreisung einführen. CO₂-Bepreisung ist ein ökonomisches Instrument ambitionierter Klimapolitik, welches darauf ausgelegt ist, die Externalisierung von Schadenskosten und das damit verknüpfte „Marktversagen“ zu beheben. Besonders interessant im Kontext einer Verwaltung sind hier „Schattenpreise“, die gerade bei langfristigen Investitionen eine hohe Lenkungswirkung erzielen. Sie sind eine rein kalkulatorische Größe. Hier wird etwas mit einem fiktiven Preis kalkuliert, was nicht bezahlt werden muss und keinen realen Marktwert besitzt – in diesem Fall CO₂-Emissionen. Schattenpreise können weich oder hart ausgelegt werden und bieten somit einen großen Spielraum. So können sie rein informativ sein (weich) oder auch innerhalb der Verwaltung als notwendiges Kriterium für oder gegen Investitionsentscheidungen festgelegt werden (hart).
Lokaler Klimaschutzfonds
Die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen stellt viele Städte, Gemeinden und Landkreise vor große Herausforderungen. Während der Handlungsdruck wächst, wirksame Maßnahmen zum Erreichen lokaler Klimaschutzkonzepte umzusetzen, bleibt in vielen Kommunen die Haushaltslage angespannt. Gleichzeitig öffnen sich aber auch neue Potenziale: Immer mehr aktive Bürger*innen, Organisationen und engagierte Unternehmen zeigen, dass sie sich beim Thema Klimaschutz aktiv einbringen möchten. Genau hier setzt ein „lokaler Klimafonds“ an: Er bündelt private und öffentliche Mittel zur Finanzierung effizienter Klimaprojekte vor Ort und schafft ein Angebot zur Teilhabe am Klimaschutz. Das Grundkonzept zur Einrichtung eines lokalen Klimafonds bietet Kommunen, die einen Klimafonds aufbauen oder weiterentwickeln wollen, eine praxisorientierte Einführung in die Funktion und den Aufbau und beleuchtet verschiedene Möglichkeiten zur individuellen Anpassung. Es liefert Antworten zu Fragen rund um die Organisation, Finanzierung, Projektförderung und das Monitoring von lokalen Klimafonds.
Klimaschutz Stiftungen
Über das finanzielle Engagement in einer Klimaschutz-Stiftung können gezielte und gemeinschaftliche positive Effekte erzielt werden. Hier kann man sich an den Schadens-Kostensätzen des Umweltbundesamtes orientieren und z. B. mindestens 254 € pro Tonne ansetzen. Über die Stiftung ist es möglich, dass Spenderinnen und Spender entscheiden, welche Projekte vor Ort finanziert werden.
Lokale Klimabonus-Kampagne
Das Ziel des Klimabonus ist es, regionalen Klimaschutz zu fördern und zu belohnen. Er funktioniert wie eine Klimawährung. Privatpersonen werden aktiviert, ihren persönlichen Treibhausgas-Fußabdruck zu berechnen und Schritt für Schritt zu reduzieren. Für Erfolge erhalten sie Klimaboni, die sie nutzen können, um vor Ort klimafreundliche Produkte oder Dienstleistungen zu erwerben. Kommunen können die Umsetzung einer Klimabonus-Kampagne unterstützen und somit direkt für Treibhausgasminderungen vor Ort sorgen. Die deutschlandweite Verankerung des Klimabonus in mehreren Modellregionen wird über die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert.
Gibt es Fragen?
Haben Sie Fragen oder Anregungen zum Projekt Etappen-Rucksack ?
Kontaktieren Sie uns gern. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Ilka Erfurt
Geschäftsführerin
Leipziger Institut für Energie GmbH
Telefon: 0341-22476219
E-Mail: ilka.erfurt@ie-leipzig.com

Marion Elle
Projektleiterin Energie & Klimaschutz
Leipziger Institut für Energie GmbH
Telefon: 0341-22476215
E-Mail: marion.elle@ie-leipzig.com