Etappe 7
Kommunizieren

Alle müssen verstehen, worum es geht
Kommunizieren umfasst die Aktivierung, Einbindung und Information aller wichtigen Zielgruppen. Im Team, im Fachbereich und in der Führungsebene müssen alle verstehen, warum sich etwas ändern muss und was erreicht werden soll. Auch die Politik und Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit müssen die Kernbotschaften der Gemeinschaftsaufgabe „Treibhausgasneutralität“ kennenlernen. Eine gelungene und positive Kommunikation ist eine wichtige Voraussetzung, um der Vorbildfunktion der Verwaltung gerecht zu werden.
Ohne Reden geht es nicht, aber nur mit Reden auch nicht.
Das Handbuch, Klimafakten
Change Story
Der Prozess der treibhausgasneutralen Verwaltung als „Change“

Ein zentraler Ansatz für gelungene Kommunikation beim Prozess zur treibhausgasneutralen Verwaltung kann aus dem „Change Management“ übernommen werden. Ein „Change Management“ umfasst alle Schritte, die bei der Veränderung von Systemen, Strategien, Werten und Verhaltensweisen innerhalb einer Organisation durchgeführt werden. Es ist ein integrierter, systemischer Ansatz, um Organisationen erfolgreich zu transformieren, um Mehrwert und die Einhaltung von politischen Vorgaben zu erzielen. Im Mittelpunkt stehen immer die Menschen innerhalb der Organisation und die Frage, wie sie ihre Arbeit besser, zielkonformer (also klimafreundlicher) und mit mehr Zufriedenheit nachgehen können [CPC Ansätze und Trainings zum Certified Associate in Changemanagement mit TÜV Rheinland geprüfter Qualifikation, 2024]. Der Prozess auf dem Weg zur treibhausgasneutralen Verwaltung kann daher auch als „Change“ verstanden werden.
„Change Story“ als zentrale Erzählung
Die „Change Story“ kann dabei als die zentrale Erzählung (Narrativ) beschrieben werden, die die Gründe, die Zielvision und die notwendigen Schritte für den Weg zur Treibhausgasneutralität verständlich, prägnant und greifbar für alle Personen in der Verwaltung darstellt. Die Ausarbeitung einer „Change Story“ sollte dabei bewusst erfolgen und kann verschiedene Akteure einbeziehen. Die Darstellung sollte klar, prägnant und möglichst visuell sein sowie den Empfehlungen der Fachliteratur (siehe unten) folgen. Sie ist keine langatmige Erläuterung, sondern folgt einer „Elevator Pitch“ Logik, d.h. sie ist kurz, einfach, leicht zu merken und weckt Interesse.
Ausgangslage dabei ist, dass es Menschen leichter fällt, sich auf eine Veränderung einzulassen, wenn sie die Gründe für die Notwendigkeit verstehen, ihnen gleichzeitig eine Vision des Zielzustands präsentiert und der Lösungsweg sichtbar gemacht wird. Das Aufzeigen eines attraktiven Zielzustands sowie das Sichtbarmachen des Lösungswegs können mit den Etappen „Ziele formulieren“ und „Maßnahmen umsetzen“ verbunden werden. Für die Etappe „Organisation aufbauen“ ist es hilfreich, wenn die Gründe für die Notwendigkeit der Veränderung – letztlich die Frage „Warum müssen wir etwas unternehmen?“ – formuliert werden. Eine Veränderung kann dann besser erfolgen, wenn dieser Imperativ und die damit verbundene Dringlichkeit von allen beteiligten Akteuren verstanden wird.
Die drei zentralen Fragen: Warum, Was und Wie
Die „Change Story“ beantwortet drei zentrale Fragen:
Warum müssen wir etwas unternehmen?
Die Beantwortung dieser Frage zielt auf den „organisationalen Imperativ“ und die „Dringlichkeit“, d.h. die Gründe für die notwendige Veränderung und den Prozess müssen daraus deutlich hervorgehen.
Was möchten wir erreichen?
Hier wird dargestellt, wie der Zielzustand aussehen kann. Dabei sollten gemäß den Empfehlungen für gute Klimakommunikation die Köpfe und Herzen erreicht und an die Werte der Zielgruppe angeknüpft werden. Je konkreter und erstrebenswerter die Vision ist, desto eher werden die Angesprochen bereit sein, ihren Arbeitsalltag daran auszurichten.
Wie erreichen wir das?
An dieser Stelle wird der Lösungsweg sichtbar gemacht. Fokus ist hier auf den konkreten Handlungsmöglichkeiten für die Verwaltung. Im Idealfall werden auch Meilensteine formuliert.
Die Beantwortung der Fragen erfolgt in Kernaussagen, die für die jeweilige Verwaltung ausgearbeitet werden sollten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Gründe, Ziele und Schritte nicht miteinander vermischt werden und sich deutlich voneinander abgrenzen. Die Kommunikation der „Change Story“ ist dann für die Zuständigen der übergeordneten Koordination des Prozesses eine wichtige Aufgabe. Sie wird in verschiedenen Kontexten, über diverse Kanäle und vor verschiedenen Gremien notwendig sein und auf die Zielgruppe angepasst. Im Kern sollten die Schlüsselbotschaften jedoch immer die gleichen sein. Die Ausarbeitung kann durch Einzelpersonen, im Team oder durch die Führungsebene erfolgen. Wichtig ist jedoch, dass die Inhalte der „Change Story“ nach und nach allen in der Verwaltung vermittelt werden.
Visuelle Darstellungen: Grafiken, Fotos, Realutopien

Eine immer wiederkehrende Empfehlung erfolgreicher Klimakommunikation ist es, Bilder für die Zielvisionen zu finden, die ansprechend, ermutigend und erstrebenswert sind. Daher ist es sinnvoll für die Frage „Was möchten wir erreichen?“ möglichst konkrete visuelle Darstellungen zu finden. Ein mögliches Beispiel ist die zentrale „Change Story“ Grafik des Etappen-Rucksacks.Weitere Möglichkeiten bestehen darin, Fotos von realen und positiven Beispielen innerhalb der Verwaltung zusammenzustellen oder visuelle Realutopien zu finden. Eine Idee für besonders Mutige und Kreative: Realutopien können auch mittels KI generiert werden. Einige Beispiele dafür finden Sie hier.
Bildideen und Beispielbilder finden Sie im Materialbereich als Powerpoint-Download (Beispiele „Change Story“): hier klicken
Auch bei den visuellen Darstellungen gilt jedoch: ansprechend, aber knapp. Eine Bilderflut ist selten zielführend. Im Idealfall lasst sich eine einzige zentrale Visualisierung finden. Die Gründe, Schritte und Ziele lassen sich möglicherweise nicht immer als Text in diese Visualisierung integrieren. Zentral ist, dass die Botschaften der „Change Story“ die Visualisierung in der Kommunikation jedoch immer begleiten.
Auszüge aus der Präsentation „Beispiele Change Story“ (zum Download)

Ausarbeitung als Einzelpersonen oder im Team
Das Ausarbeiten einer „Change Story“ kann mittels der simplen Arbeitsfolie (siehe Download-Bereich „Material“) als ein erster Schritt durch eine Einzelperson oder im Team erfolgen, idealerweise durch die Zuständigen für die treibhausgasneutrale Verwaltung. Diese Übung dient dazu, sich auf die wesentlichen, wichtigen Elemente und Botschaften zu fokussieren. Bei den IkKa-Beratungen und Lernwerkstätten wurde dieser Ansatz mit gutem Erfolg erprobt.
Ausarbeitung für die Führungsebene
Wer eine tiefergreifende Verankerung und Ausarbeitung dieser „Change Story“ erreichen möchte, erarbeitet diese mit der Führungsebene ähnlich einem Leitbild. Dabei ist es wichtig, offen die zentralen Elemente zu entwickeln und zu diskutieren. Wenn dann gelingt, sich gemeinsam auf die wesentlichen Schlüsselbotschaften festzulegen, trägt dies zur Effektivität des Prozesses bei, weil alle verstehen, worum es geht. Die Führungsebene wird dann in der Lage sein, die zentralen Botschaften immer wieder in verschiedenen Kontexten innerhalb und auch außerhalb der Verwaltung zu kommunizieren.
Üben, üben, üben
Ist eine „Change Story“ mit Schlüsselbotschaften erarbeiten, sollte die Präsentation in unterschiedlichen Kontexten immer wieder geübt und feingeschliffen werden. Holen Sie sich dabei das Feedback von Kolleginnen und Kollegen ein und verbessern Sie, wenn nötig.
Material
Arbeitsfolie „Change Story“
Beispiele „Change Story“
Downloads Etappen-Grafiken und Icons

Publikationen

Es gibt drei zentrale Publikationen, die Empfehlungen für erfolgreiche Klimakommunikation formulieren, die sich an wissenschaftlichen, evidenzbasierten Erkenntnissen sowie umfangreichen Erfahrungen aus der Praxis stützen. Ob es nun 10 Regeln, 21 Aspekte oder 15 Erfolgsfaktoren sind – die Schnittmengen treten deutlich hervor und können sehr gut in verschiedensten Kontexten auf die treibhausgasneutrale Verwaltung übertragen werden. Zur besseren Orientierung werden an dieser Stelle die zentralen Punkte in der Übersicht dargestellt. Eine vertiefende Lektüre, um die Empfehlungen optimal übernehmen zu können, ist jedoch ratsam.
Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg: Besser übers Klima reden – 10 wissenschaftlich belegte Regeln
Gute Beispiele
Umweltbundesamt: Effiziente Ansätze in der Klimakommunikation
Klimafakten-Handbuch: Über das Klima sprechen
Weitere Links
Klimafakten – Wissen, Akademie und Best Practice
Klimafakten ist eine führende deutschsprachige Online-Plattform rund um das Thema Klimakommunikation, die durch Stiftung Mercator und der European Climate Foundation unterstützt wird. Klimafakten bietet wissenschaftlich fundierte Informationen zum Klimawandel und zeigt, wie man effektiv über Klimaschutzmaßnahmen kommunizieren kann. Über den Bereich „Akademie“ werden Schulungen entwickelt und angeboten, von denen Einzelpersonen und auch Gruppen profitieren können. Gelungene Beispiele für Klimakommunikation sind ebenfalls auf der Plattform zu finden.
Grazer Charta für Klimakommunikation
Das Netzwerk K3, welches sich für gute Klimakommunikation in Deutschland, Schweiz und Österreich einsetzt, hat im September 2024 eine Charta veröffentlicht. Zu den Erstunterzeichnenden gehören Fachleute aus Klimawissenschaft, Psychologie, Kommunikation, Politikberatung und Journalismus. Die Kernaussage ist, dass die Gesellschaft „weg vom Angstmodus“ kommen muss und eine neue Klimakommunikation Teil der Lösung sein sollte. Die Charta stellt in 21 zentralen Punkten dar, was Expertinnen und Experten hier für notwendig erachten. Diese ist allgemein für die Gesellschaft formuliert, kann aber auch für den Fokus einer Verwaltung übertragen werden.
Klimadashboard Deutschland
Die interaktive Plattform stellt seit Ende 2023 wissenschaftlich fundierte Daten und Grafiken zur Klimakrise in Deutschland bereit. Sie wird von einem ehrenamtlichen Team aus Wissenschaft, Design und IT-Programmierung betrieben, welches eng mit einem Netzwerk von Fachleuten zusammenarbeitet. Einige Informationen des Dashboards sind auch im Kontext der treibhausgasneutralen Verwaltung interessant und können zur Kommunikation genutzt werden, wie beispielsweise die gesellschaftlichen Einstellungen zur Klimakrise und Wünsche an die Politik, die sich regionalisiert darstellen lassen.
Zukunftsbilder und Realutopien
Die Bedeutung inspirierenden Bilder wird immer wieder bei gelungenen Klimakommunikation unterstrichen: Zeige keine Katastrophen, sondern wie die Zukunft aussehen kann. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Buch „Zukunftsbilder 2045“ der Vereins Reinventing Society. Mit über 40 aufwändig simulierten Panoramabildern und einer fiktiven Reisereportage aus dem Jahr 2045 zeigt das Buch auf inspirierende Weise, wie Städte und Orte des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland, der Schweiz und Österreich in naher Zukunft aussehen können. Dabei zeigen die Bilder nicht nur Bereiche wie Energiegewinnung, Verkehr, Ernährung, sondern auch das Gesicht einer zukunftsgewandten Kommunalverwaltung: begrünte und mit Solarzellen belegte öffentliche Dächer, energieeffiziente öffentliche Gebäude, emissionsarme Versorgung und Infrastrukturen, Gemeinschaftsorientierung.
Eine große Anzahl von Zukunftsbilder und Realutopien stehen auch in einer Online-Bibliothek über Creative Commons Lizenzen zur Nutzung zur Verfügung.
Gibt es Fragen?
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Kontaktieren Sie uns gern. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Ilka Erfurt
Geschäftsführerin
Leipziger Institut für Energie GmbH
Telefon: 0341-22476219
E-Mail: ilka.erfurt@ie-leipzig.com

Marion Elle
Projektleiterin Energie & Klimaschutz
Leipziger Institut für Energie GmbH
Telefon: 0341-22476215
E-Mail: marion.elle@ie-leipzig.com